„Lkw-Spiegel bieten nur Scheinsicherheit auf der Straße“

OSC: „80 % der Spiegel an Lkw falsch eingestellt“

Die meisten Lkw-Fahrer in den Niederlanden fahren mit falsch eingestellten Spiegeln. Dazu haben sie keine Ahnung, wie sie die Spiegel selbst besser einstellen können. Das gefährdet nicht nur die Verkehrssicherheit, sondern stellt auch für die Fahrer selbst ein großes Risiko dar. Das sagt der übergreifende Fahrerverband OSC.

Jeder Lkw-Fahrer kennt das Gefühl. Man fährt durch eine belebte Stadt. Es fängt zu dämmern an. Und dann muss man rechts um eine Ecke fahren. Man schaut doppelt und dreifach in die Spiegel. Und während man abbiegt, schießt es einem durch den Kopf: „Habe ich wirklich auf alles geachtet?“ Zum Glück geht meistens alles gut, doch ist das laut OSC-Vorsitzendem Willem Bos manchmal mehr Zufall als alles andere.

Stichproben auf einem Lkw-Fahrer-Event
Viele Fahrer sehen in ihren Spiegeln nicht einmal die vorgeschriebenen Sichtfelder (Klasse VI und V). Man hat keinen Blick auf die Vorderräder oder man sieht die Hinterachse des Anhängers nicht. Der OSC hat vor ein paar Jahren bei einem Lkw-Fahrer-Event Stichproben durchgeführt. Bei 80 Prozent der Lkw waren die Spiegel falsch eingestellt.

Kein Fokus in der Transportkette
Der Grund? Laut Bos fehlender Fokus. „Die Hersteller schauen vor allem danach, ob die Spiegel an einem Lkw hübsch aussehen. Die (meisten) Händler achten nicht auf die Einstellung. Die Spedition verlässt sich darauf, dass alles passt. Und der Fahrer bekommt dann die Schlüssel mit den Worten „Viel Erfolg“ in die Hand gedrückt. Es gibt nur wenige Kollegen, die dann selbst auf den Spiegeleinstellplatz fahren, um zu überprüfen, ob sie tatsächlich alles im Blick haben. Und die dann auch noch wissen, wie man das eigentlich macht.“

Schulungen und Vorführungen für Transportbetriebe
Der OSC führt im Auftrag der Transportbetriebe regelmäßig Schulungen wie die verbindliche Code 95 durch. Bei diesen Schulungen finden insbesondere die Themenbereiche Schadensprävention und Sicherheit Berücksichtigung. Bos und seine Kollegen erläutern unter anderem, wie man seine Spiegel selbst einstellt. Und sie führen die Kameramonitorsysteme von Orlaco wie das CornerEye vor.

CornerEye für eine optimale Sicht rund um den Lkw
Das Kamerasystem, das die Spiegel ablösen soll, deckt ein Sichtfeld von 270° ab. Auf dem großen Monitor auf der A-Säule der Kabine wird in Echtzeit ein Bild der High-Definition-Kamera des Lkw angezeigt. Die Fahrer haben so eine optimale Sicht auf die Verkehrsteilnehmer vor, neben und quer hinter dem Lkw. Und das dank der Funktionen wie Nachtsicht und Objektivheizung in allen Situationen.

Geringeres Schadenrisiko und weniger Ausfallzeiten
Wenn es nach OSC geht, müssten die Transportbetriebe sofort auf das Kamerasystem umsteigen. Dies ist gerade jetzt wichtig, da bedingt durch die Verknappung auf dem Arbeitsmarkt immer mehr unerfahrene Fahrer hinter dem Lenkrad Platz nehmen. Bos weiß aus Erfahrung, dass die Speditionen vor dieser Investition eher zurückschrecken. „Aber wissen Sie, was erst recht teuer ist? Ausfallzeiten aufgrund von Schäden oder Unfällen. Aber die Investition hat sich, wenn man mit dem System auch nur einen Unfall verhindert, bereits bezahlt gemacht.“

Kameramonitorsystem als guter Arbeitgeber
Die meisten Unfälle und Schäden mit Lkw erfolgen in belebten Innenstädten und beim Manövrieren am Standort. „Es wäre gut, wenn Lkw auf diesen Routen mit dem Kameramonitorsystem ausgerüstet würden“, findet Bos. „Damit hätte man schon viel gewonnen. Und es zeugt von einer guten Qualität als Arbeitgeber. Wenn man einmal einen Unfall erlebt hat, bleibt das im Kopf hängen. Ich kenne einige Fahrer, die sich danach eine andere Tätigkeit gesucht haben, weil sie mit der Belastung nicht mehr umgehen konnten.“

Entzug der Fahrerlaubnis aufgrund falsch eingestellter Spiegel
Hinzu kommt, dass bei einem Unfall mit Personenschäden immer auch eine Verkehrsunfallanalyse (VOA) durchgeführt wird. Hierbei werden auch die Spiegel unter die Lupe genommen. „In den letzten Jahren mussten mehrere Fahrer ihren Führerschein abgeben, weil die Spiegel falsch eingestellt waren. Das Gericht bewertete das als Fahrlässigkeit.“

Russisches Roulette mit der Zukunft der Fahrer
Bos referiert nochmals über die Stichproben, die der OSC durchgeführt hat und bei denen 80 Prozent der Spiegel falsch eingestellt waren. „Eigentlich spielen die Fahrer jeden Tag russisches Roulette. Mit der Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer, aber auch mit ihrer eigenen Zukunft. Denn die Chance ist groß, dass sie nach einem Unfall ihren Arbeitsplatz verlieren. Und das, obwohl sich das mit einem Kameramonitorsystem so einfach verhindern lässt.“

Der übergreifende Stiftung für Fahreraktivitäten (OSC) besteht aus mehr als 80 angeschlossenen Fahrerverbänden. Der Verband verfolgt die Zielsetzung, das Ansehen des Berufs des Fahrers zu verbessern. Und das macht der OSC mithilfe von Informationsveranstaltungen, Lkw-Rennen und Wettkämpfen für Fahrer. Es geht dabei unter anderem um die nationale Meisterschaft im Geschicklichkeitsfahren und um den „sparsamsten Fahrer der Niederlande“. Mehr Informationen: www.chauffeursverenigingen.nl